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    Der legendäre Skitourengeher Greg Hill und der Ökologe Charles Post über Abenteuer und Umweltschutz

    Charles Post
    Charles Post

    Zeit ist unsere knappste und wertvollste Ressource. Unsere eigene Zeit auf Erden ist knapp bemessen, und es war wohl noch nie so wichtig wie heute, unsere Zeit so zu nutzen, dass sie unserem Planeten zugutekommt. 

    Die unbeugsame und revolutionäre Primatenforscherin Jane Goodall sagte: „Du kannst nicht einen einzigen Tag leben, ohne Einfluss auf die Welt um dich herum zu nehmen. Was du tust, macht einen Unterschied, und du musst entscheiden, welche Art von Unterschied du machen möchtest.“

    Ihre Worte gehen mir nicht aus dem Kopf, als Greg Hill und ich uns über sein schreckliches, fast tödliches Erlebnis einer Lawine in den hohen Bergen Pakistans unterhalten. Es verlagerte den Fokus seines gesamten Lebens dramatisch auf die existenzielle Frage „Welchen positiven Einfluss kann ich haben, solange ich hier bin?“

     „... ich hätte sterben sollen. Sie war gewaltig ... Nach meiner Rettung saß ich da, verarbeitete, was gerade passiert war, und dachte über mein Vermächtnis nach. Wenn ich in dieser Lawine gestorben wäre, wie hätte man mich in Erinnerung behalten? Ich hoffe, ich habe die Menschen dazu inspiriert, in sich zu gehen und ihren Leidenschaften zu folgen ... Es gibt einige großartige Dinge, die ich in meinem Leben getan habe und auf die ich sehr stolz bin. Aber mir wurde auch klar, dass die meisten meiner Taten und Ziele egoistisch waren, obwohl ich das Gefühl hatte, dass ich eine Inspiration für andere bin ... Das meiste war einfach nur für mich – und nicht für den Rest der Welt ... Wenn ich mir meine Kinder anschaue, die acht und neun Jahre alt sind, frage ich mich: ‚Was lernen sie eigentlich wirklich von mir?‘ Bringe ich ihnen bei, ein großartiges Leben zu führen, sich aber nicht um die Auswirkungen zu kümmern, den Einfluss, den man hat? Und das war der Moment, in dem die Wende kam. Ich fragte mich: ‚Okay, was kann ich tun?‘ Langsam dämmerte mir, dass ich diese kleinen Kämpfe, diese kleinen Siege und Gelegenheiten finden muss, um meine Gewohnheiten langsam zu ändern und einen positiveren Einfluss auf unseren Planeten zu haben.“

    Gedanken zum Sinn und zu unserem Wunsch, einen tiefgreifenden und positiven Einfluss auf unseren Planeten zu haben

    Als zweifacher Vater und Held der Skiszene dachte Greg über alles Vergangene und Gegenwärtige nach. Er beschloss, in sich zu gehen, neu zu bewerten und einige wichtige Fragen zu stellen. Das Ergebnis war, kurz und knapp, elektrisierend. 2019 fragte Greg: „Ist es möglich, 100 Gipfel zu besteigen und Ski zu fahren, ohne dafür fossile Brennstoffe zu nutzen?“ Wenn es möglich wäre, welche Auswirkungen hätte dies auf sein Leben, sein Vermächtnis, die weltweite Ski-Community und, im weiteren Sinne, den Planeten Erde?

    Als ein an der UC Berkeley ausgebildeter Ökologe, Umweltaktivist und Naturmensch stelle ich mir genau solche Fragen schon lange. Und während der introspektiven Reise, auf die man sich begibt, wenn man solche Fragen stellt, wird man daran erinnert, dass wir alle mit dieser blauen Murmel im Himmel verbunden sind, genau wie die Vögel, die Bienen, die riesigen Berge, Meere und Bäume. Ich habe das schon in jungen Jahren gespürt und wusste, dass man diese Verbindung ehren muss. Seit meiner Jugend kreisen mein Leben und mein Streben um den Wunsch, einen positiven Einfluss auf die Erde zu nehmen und mich eins mit der Natur und den Tieren zu fühlen. Beruflich stehen Wildtiere und naturbelassene Ökosysteme im Mittelpunkt meiner Arbeit als Aktivist, Kreativer und Berater für CSR-Kommunikation und Strategie. So wie Greg sich der Herausforderung gestellt hat, die Gewohnheit aufzugeben, sich auf benzinfressende Schneemobile, Lkw und Hubschrauber zu verlassen, um Schnee und Abenteuer im Hochgebirge zu suchen, habe ich mich einer ganz ähnlichen Challenge gestellt. Ich wollte mehr tun, als meine rein wissenschaftlichen und kreativen Aktivitäten in Form von Schreiben, Filmemachen oder Social Media zuließen. Ist es möglich, umsatzstarken Unternehmen mit einem Fußabdruck, der deinen und meinen um ein Vielfaches in den Schatten stellt, dabei zu helfen, echten, positiven Einfluss zu nehmen und gleichzeitig negative Auswirkungen zu verringern?

    Foto: Jonas Hill (Anmerkung: Vögel wurden mit der erforderlichen Einweisung und offizieller Genehmigung angefasst)

    Patagonia Inc. hat uns bewiesen, dass es sich nicht gegenseitig ausschließt, eine äußerst erfolgreiche Outdoor-Marke mit einem Umsatz von über einer Milliarde US-Dollar aufzubauen und gleichzeitig ein Unternehmen zu gründen, das sich der Rettung unseres Planeten verschrieben hat. Sechs Jahre später habe ich als CSR-Berater mit einer Reihe von spannenden Marken in der Outdoor- und Tech-Branche zusammengearbeitet. Mittlerweile weiß ich, dass sich auch große Schiffe drehen können. Zunächst langsam, doch wird die Dynamik bei solchen Vorhaben schnell zu deinem Freund. Den Kurs einer Marke mit einem Umsatz von 500 Millionen US-Dollar um einen Zentimeter zu ändern, mag sich kurzfristig unbedeutend anfühlen. Wenn man jedoch bedenkt, wie sich kleine, schrittweise Änderungen summieren und unseren Planeten in großem Maßstab beeinflussen, wird klar, dass der Fortschritt in Richtung Nachhaltigkeit eine Reise ist, die es wert ist, unternommen und gefeiert zu werden. Genau wie Greg habe ich mich dieser Herausforderung gestellt, weil ich die Möglichkeit habe, Gutes zu tun, andere hoffentlich dazu inspiriere und mich der wachsenden Zahl verantwortungsbewusster Weltbürgerinnen und Weltbürger, die unsere Erde retten wollen, anschließen!

     

     

    DIE FRÜHEN JAHRE DES GORE-TEX ATHLETEN GREG HILL

    Gregs Ehrgeiz, einen nachhaltigen Lebensstil zu führen, mag nach jenem schicksalhaften Tag in den hohen Bergen Pakistans vor seinem geistigen Auge aufgetaucht sein, aber ich erfuhr später, dass der Keim dieser Idee schon vor langer Zeit gepflanzt worden war. Er wuchs in einer Familie auf, die die Natur verehrte und ermutigte, draußen zu sein und darüber nachzudenken, dass wir alle ein Teil der Natur sind und das Potenzial haben, in unserem Leben unglaublich viel Gutes zu tun.

    Greg erklärt: „Umweltschutz war in meiner Familie schon immer ein Thema. Nicht wegzudenken. Ich bin in Quebec auf 300 Hektar Land aufgewachsen, ich bin immer draußen gewesen, umgeben von den Appalachen und der Schönheit der Natur. Meine Mutter war Vegetarierin, zwar nicht unbedingt aus rein ökologischen Gründen, aber wir waren einfach dieser Denkweise und diesem Ansatz ausgesetzt. Ich denke, die Inspiration kam größtenteils durch meinen älteren Bruder. Er baute die Website treehugger.com, hielt einen inspirierenden TedTalk mit dem Titel ‚Why I’m a Weekday Vegetarian‘ (über 3 Millionen Aufrufe!) und begann schon damals, die Idee der Nachhaltigkeit voranzutreiben.“

    „Je mehr man sich mit seinem persönlichen Fußabdruck beschäftigt, desto bewusster wird einem, dass man es besser machen kann.“

     

    Greg erzählt weiter, dass ihm erst durch den Vorschlag seines Bruders Jim Hill, eine grobe Berechnung seines CO2-Fußabdrucks zu erstellen, alles klar wurde. Nachdem er Daten über Ernährung, Transport, Energieverbrauch und eine Vielzahl anderer kleiner Entscheidungen und Wahlmöglichkeiten, die wir jeden Tag treffen, eingegeben hatte, sah er, dass es wirklich an jedem von uns liegt, eine andere Einstellung anzunehmen. Und zu erkennen, dass wir die Wahl haben, an den Trends, Verhaltensweisen und Kreisläufen teilzunehmen, die die Klima- und Umweltkrise befeuern – oder innezuhalten, neu zu bewerten und auf einen umweltbewussten Lebensstil umzustellen. 

    Nach dieser ersten Erkundung seines persönlichen Fußabdrucks wurde Greg schnell klar, dass man die Größe seiner Auswirkungen erst dann versteht, wenn man sie in Zahlen aufschlüsselt. Und auch wenn es abstrakt und manchmal schwer in Bezug zu bringen ist, ist für Greg eines klar: „Je mehr man sich damit beschäftigt, desto bewusster wird einem, dass man es besser machen kann.“

     

    AUF DER MISSION IN EINE NACHHALTIGE ZUKUNFT
     

    Greg und ich teilen die Mission, positiven Einfluss zu nehmen und unsere negativen Auswirkungen zu reduzieren. Vieles davon ist das Ergebnis der Systeme, in denen wir leben, und ein Erbe der zügellosen Missachtung unseres Planeten, die mit der industriellen Revolution begann. Als Ökologe, Surfer und leidenschaftlicher Abenteurer zieht es mich in die Natur. Ich denke darüber nach, wie sich mein Handeln letztlich auf sie auswirkt. Ich habe mein Leben auf eine hyperlokale Verbindung zum Ort ausgerichtet. Ich reise selten mit dem Flugzeug und nehme oft öffentliche Verkehrsmittel, wenn ich unser kleines Dorf in der norwegischen Arktis verlasse und in die große Stadt Oslo fahre. Ich mag die Langsamkeit dieses Lebens. So kann ich die Orte, die ich besuche und die ich mein Zuhause nenne, wirklich hautnah erleben. Auf diese Weise baue ich Verbindungen auf, schlage Wurzeln und beginne, die feinen ökologischen Fäden der Heimat, die mich und meine Arbeit inspirieren, zu schätzen. Dies ist eine Aufgabe – ein Prozess, der nicht auf die Schnelle läuft. Wie der berühmte Pferdetrainer Buck Brannaman sagt: „Langsam ist sanft und sanft ist schnell.“ Es braucht Zeit, um die ökologischen Besonderheiten eines Ortes wirklich zu kennen. Es ist dieses tiefgreifende, intime Wissen, das meine Herangehensweise, mein Handeln und die Schwerpunkte, an denen ich mich orientiere, bestimmt. Es gibt keine Möglichkeit, das Kommen und Gehen der Zugvögel, die saisonale Blüte der arktischen Blumen und die Orcas, die die Gewässer jenseits meines Zuhauses bevölkern, zu verstehen, ohne sich die Zeit zu nehmen, ihre Wege, ihre Art und Weise zu lernen. Mit der Zeit erschließt sich der Zauber von selbst. Dieser langsame Ansatz lässt sich auf das Filmemachen, die Fotografie und sogar auf die Arbeit mit Marken übertragen. In der Natur gibt es keine Eile. Das ist etwas, von dem wir alle lernen können!

    Für Greg als Vater und Skifahrer war es nur logisch, dass sich sein Fokus auf Familie, Schnee und Berge richtete. In unserem Gespräch wird deutlich, dass wir beide wissen, wie wichtig es ist, dass man sich auf das konzentriert, was man liebt. Wir schützen, was wir lieben. Wir können und müssen die Energie aufbringen, uns für die Dinge, ohne die wir nicht leben können, einzusetzen. Der nächste Schritt besteht darin, dass wir unsere Lebensgewohnheiten unter die Lupe nehmen und Hebel finden, die wir umlegen können, um etwas zu verändern.

    Es kommt nicht überraschend, dass einige unserer etablierten Systeme zu den größten Hindernissen für einen nachhaltigeren Lebensstil werden können.

    Wenn es keine nachhaltigen öffentlichen Verkehrsmittel gibt, müssen wir selbst fahren. Wenn es kein flächendeckendes Netz von Ladestationen für Elektrofahrzeuge gibt, müssen wir mit benzinbetriebenen Autos fahren. Die gleichen Systeme sind in allen Lebensbereichen zu finden – von Lebensmitteln und Landwirtschaft bis hin zu Kleidung. Ja, sogar im Bankwesen, wenn wir die Banken nehmen, die Unternehmen für fossile Brennstoffe Geld leihen, und die wenigen (aber immer zahlreicher werdenden) Banken, die sich von der Finanzierung der Öl-, Gas- und Rohstoffindustrie abgewendet haben.

    Aus einer aktuellen Studie geht hervor, dass in den letzten 20 Jahren nur 100 Produzenten fossiler Brennstoffe für 71 % der Treibhausgasemissionen seit 1988 verantwortlich waren und sind. Allein diese Daten verdeutlichen, wie komplex und doch in gewisser Weise auch einfach diese sich abzeichnende planetarische Tragödie wirklich ist. Die großen Unternehmen für fossile Brennstoffe und nur 20 der größten Industrieländer der Welt sind die Hauptverursacher der Klimakrise. Und doch hat jeder, jede von uns die Möglichkeit, etwas dagegen zu tun. Unsere Gemeinden zu inspirieren, mit ihrem Geld, ihrer Stimme und ihren täglichen Gewohnheiten abzustimmen und letztendlich zu den Entscheidungsträgern, Politikern und Unternehmen durchzudringen, die einen so enormen Einfluss auf unsere Erde haben.

    Es gibt kein Patentrezept, doch eines ist sicher: In der Vergangenheit waren die Unternehmen für fossile Brennstoffe äußerst erfolgreich darin, die Schuld an der Klimakrise auf uns zu schieben. Dies führt angesichts der überwältigenden Situation, in der wir uns jetzt befinden, zu Erschöpfung und Resignation. Doch Hoffnung, Veränderung und ein neuer Weg liegen in jedem von uns. Es ist besser, eine Kerze anzuzünden, als die Dunkelheit zu verfluchen, oder?

    Als ich Greg frage, woher er die Energie für die Änderung seines Lebensstils und seiner Einstellung nimmt, antwortet er: „Ich habe erkannt, dass ich besser werden muss. Ich kann mich nicht auf meine kleine Seifenkiste stellen und Umweltschutz predigen, wenn ich nicht selbst versuche, besser zu werden. Ich kann den Unternehmen, mit denen ich zusammenarbeite, nicht helfen, sich zu ändern und besser zu werden, wenn ich nicht selbst versuche, besser zu werden... Unser Planet braucht nicht ein paar perfekte Fürsprecher, er braucht Millionen unvollkommener Fürsprecher!“

    Als wir uns näher mit dem Begriff des „unvollkommenen Fürsprechers“ befassen, stellt Greg eine Frage, die zum Nachdenken anregt:

     „Fährst du mit dem Lkw zum Klimagipfel, wenn du nur einen Lkw hast, oder fährst du nicht hin?“ Diese Frage haben wir beide erst mal sacken lassen ...

    Genau das sind die Fragen, die sich jeder von uns auf seine Weise stellt, oder? Kauft man den Grünkohl, der nicht bio ist, wenn es nur diesen gibt, oder lässt man ihn liegen, weil man weiß, wie er angebaut wird und welche Auswirkungen diese Art von Landwirtschaft auf die Natur haben kann? Was ist, wenn Bio für dich nicht infrage kommt, dir aber Bienen, Schmetterlinge und die Gesundheit unseres Bodens am Herzen liegen? Ist es ein Widerspruch, sich nicht biologisch zu ernähren und trotzdem für die biologische Landwirtschaft einzutreten, einen Garten anzulegen und zu versuchen, regional zu essen?

    Auf das Dilemma mit dem Lkw und dem Klimagipfel antwortet Greg: „Vielleicht fährst du in diesem Jahr damit, und im Jahr darauf hast du einen besseren Weg gefunden ... Ich denke, wir müssen mit gutem Beispiel vorangehen, damit die Leute sehen, dass es funktioniert. Dann ist es vielleicht weniger beängstigend für sie, diese Schritte auf ihre eigene Weise zu tun ...“

    Greg ist ein „Protect Our Winters“-Sportler, was bedeutet, dass er Teil einer inspirierenden Gruppe von Sportlerinnen und Sportlern ist, die sich an vorderster Front für den Klimaschutz engagieren. Charles Post, der Autor dieses Blogs, ist Mitglied der Protect Our Winters Science Alliance, einem Team von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, die sich für Klimapolitik und Überzeugungsarbeit einsetzen.
     

    Verpasse nicht, wie die Unterhaltung im dritten Teil fortgesetzt wird!

     

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    Charles Post

    Charles Post ist Ökologe, preisgekrönter Filmemacher, Podcast-Moderator, Umweltaktivist, Markenbotschafter von GORE-TEX und Norrøna. Seinen Bachelor und Master in Ökologie machte er an der UC Berkeley, Kalifornien. Er hat als Feldforscher im amerikanischen Westen und in Norwegen gearbeitet. 2018 gründete Charles sein Beratungsunternehmen im Bereich CSR (Corporate Social Responsibility / gesellschaftliche Unternehmensverantwortung). Er unterstützt Marken bei der Definition und Umsetzung von Strategien und Kommunikation zur Nachhaltigkeit, die sich positiv auf unseren Planeten auswirken. Charles sitzt im Grants Advisory Board von Protect Our Winters, ist Fellow im Explorers Club und Mitbegründer von The Nature Project (501c3-Nonprofit-Organisation). Er lebt mit seiner Frau Rachel Pohl, seinem Samojeden Knute und seiner geretteten Katze Hannah auf den norwegischen Lofoten nördlich des Polarkreises.

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