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    Von der Skizze auf die Piste: die Entstehung der „perfekten“ Freeride-Jacke

    Tom Hill
    Tom Hill
    Im Gespräch erzählt uns Reine Barkered von Elevenate, wie man die perfekte Jacke zum Freeriden entwirft; von der Idee über die Konzeption bis zum fertigen Produkt. 

    Du stehst auf einem Bergkamm und schaust in den Korridor deiner Träume hinab. Du nimmst dir Zeit, dich vorzubereiten. Es gibt keinen Grund zur Eile – du hast lange genug auf diesen Moment gewartet. Du holst dein Smartphone aus deiner Brusttasche und machst ein Selfie, um diesen besonderen Moment für immer festzuhalten. Ein kühler Wind pfeift durch die Rinne nach oben und wirbelt um dich herum feinste Schneekristalle auf, in denen sich das späte Nachmittagslicht fängt. Du ziehst den Reißverschluss deiner Jacke hoch und mummelst dich nochmal richtig ein, um dich vor Wind und Kälte zu schützen. Dann bringst du deine Skier in Position und stürzt dich in die Tiefe.

    Wer für das Design deiner Jacke verantwortlich ist, ist dir in diesem Moment völlig egal. Es zählt nur, dass sie ihre Funktion erfüllt. Sie muss gut passen, dich vor Wind und Wetter schützen, dir die nötige Bewegungsfreiheit geben und wenn sie dann noch ein paar praktische Taschen für dein Smartphone, deine Liftkarte oder einen Snack hat – umso besser. Im Idealfall sollte sie natürlich auch noch gut aussehen und über viele Jahre allen Beanspruchungen standhalten. Um ein Kleidungsstück zu entwerfen, das all diese Anforderungen erfüllt, braucht man entsprechende Fähigkeiten, Wissen und Erfahrung. Aber wie genau sieht der kreative Prozess dafür aus?

     

    Vom Profi-Athleten zum Co-Designer 

    Reine Barkered hätte dieser Typ am Bergkamm sein können, wobei seine Vorstellung von einer Traum-Line vielleicht etwas extremer ist als deine oder meine. Er war Gesamtsieger der Freeride World Tour und stand über die Jahre bei zahlreichen Wettbewerben ganz oben auf dem Podest. Jetzt, mit Anfang vierzig, wagt er mit der schwedischen Skibekleidungsmarke Elevenate einen neuen Schritt in seiner Karriere. Per Video-Call unterhalten wir uns darüber, was eine gute Jacke ausmacht und wie er dazu kam, bei der Entstehung der neuen Pure 100 Jacke von Elevenate mitzuwirken, einer Freeride-Funktionsjacke in limitierter Auflage. 

    „Vor zwei Jahren war ich mit Elevenate im Gespräch über ein Sponsoring und fragte dabei auch nach weiteren Möglichkeiten der Zusammenarbeit. Zu meiner Freude suchten sie gerade einen Community/Team Manager, der perfekte Job für mich. Ich habe meinen Sponsoren schon immer Feedback zu ihren Produkten gegeben, aber mit Elevenate war die Verbindung tiefer, sodass ich am Ende ziemlich viel zum Design der Pure 100 beigetragen habe. Ich habe dabei intensiv mit Sara [Rönngren, Designerin und Mitbegründerin von Elevenate] zusammengearbeitet, um ein Jackendesign zu entwickeln, das ganz gezielt aufs Freeriden zugeschnitten ist.“ 

    „Wir hatten bereits eine Pure Jacke im Programm, eine fantastische Backcountry-Skijacke und die perfekte Ausgangsbasis für unsere hochspezialisierte Version. Ich hatte eine lange Liste mit Dingen, die mir aus meiner praktischen Erfahrung heraus sehr wichtig waren – aber in Sachen Design war ich ziemlich ahnungslos. Sara dagegen brachte jahrelange Erfahrung und Expertise im Produktdesign mit. Dadurch konnte ich mich auf die für mich wichtigen Aspekte konzentrieren, während Sara ein marktreifes Produkt daraus zauberte. Das war definitiv der schwierigere Teil der Arbeit!“

     

    Die perfekte Jacke 

    Ich bin neugierig, was in Reines Augen die perfekte Freeride-Jacke ausmacht. Was haben ihn die vielen Jahre im Schnee gelehrt? 

    „Eigentlich sind das keine bahnbrechenden Erkenntnisse, außer vielleicht bei den Details. Als allererstes war mir die Passform wichtig. Eine längere Jacke ist beim Freeriden sehr praktisch, und da ich etwas größer bin als der Durchschnitt, war das schon immer ein Thema für mich. Außerdem muss die Jacke viel Bewegungsfreiheit bieten, ob für Tricks oder damit noch andere Bekleidungsschichten darunter passen – oder beides. Mir waren Jacken am Hals oft zu eng, also haben wir diesen Bereich etwas weiter gestaltet, machten den Kragen dafür aber etwas höher, um den kalten Wind abzuhalten. Schließlich waren mir auch noch zusätzliche Brusttaschen wichtig. Die meisten Freerider haben ihr LVS-Gerät in der Hosentasche, weshalb man das Smartphone dann idealerweise in einer Brusttasche verstaut. Außerdem haben wir zum Befestigen des Smartphones eine Netztasche integriert, damit es nicht ständig verrutscht. Übrigens haben wir auf beiden Seiten eine Brusttasche platziert, sodass auch Linkshänder gut zurechtkommen. Wir wollen schließlich niemanden benachteiligen!“ 

    „Für mich war die schwierigste Phase ziemlich am Anfang. Ich konnte zwar problemlos eine Liste mit Dingen erstellen, die ich gerne hätte, aber mir vorzustellen, wie das aussehen könnte, war sehr viel schwieriger. Hier kam Sara ins Spiel, indem sie die Ideen in Skizzen und dann in technische Zeichnungen umsetzte. Sie konnte mir genau sagen, ob etwas funktionierte oder wie sich eine Entscheidung auf etwas anderes auswirken würde.“

    „Das Einzige, das von Anfang an klar war, war die Verwendung von GORE-TEX Membran Technologien.“

    „Wir haben in Schweden das Sprichwort: Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung. Wir haben ziemlich häufig schlechtes Wetter, also müssen wir dafür sorgen, dass unsere Kleidung auch den widrigsten Bedingungen standhält.“ 

    „Wenn es darauf ankommt, ist das GORE-TEX Material einfach die beste Wahl. Es ist das einzige Material, dem wir in Bezug auf dauerhafte und zuverlässige Performance vertrauen. Wir haben sehr gutes Feedback zu unserer Standardversion der Pure Jacke bekommen, bei der für mehr Wärme und Komfort eine flanellartige Innenseite zum Einsatz kommt. Es gibt immer Bereiche, in denen man beim Design wohl oder übel Kompromisse machen muss, aber daran gab es für uns nichts zu rütteln.“

     

    Von der Skizze auf die Piste 

    Bei der Entwurfszeichnung hört der Prozess aber natürlich noch lange nicht auf. Reine, Sara und ihr Team haben rund zwei Jahre für den kompletten Designprozess gebraucht. 

    „Für mich wurde es so richtig spannend, als wir die ersten Prototypen bekamen. Da ist die Jacke wirklich zum Leben erwacht. Bestimmte Dinge erkennst du erst, wenn du das Produkt in den Händen hältst. Ich glaube, es waren nochmal drei oder vier Optimierungsschleifen notwendig, bis wir Passform und Features wirklich perfektioniert hatten.“ 

    Aber bevor die Jacke dann tatsächlich in Produktion ging, musste noch die wichtige Frage der Farbgestaltung geklärt werden.

    „Wir sind ein kleines Unternehmen, und diese Jacke sollte nur in limitierter Auflage produziert werden, also konnten wir nur eine Farbkombination auswählen. Ehrlich gesagt bin ich eher nicht so der modebewusste Typ, also habe ich mich bei dieser Entscheidung total auf Sara verlassen. Und ich liebe das Ergebnis! Ich mag die gedeckte Farbe der Jacke und die leuchtenden Akzente der Sekundärfarbe. Das sieht auf Fotos großartig aus, was für Freerider total wichtig ist!“ 

    „Die Jacke ist gerade in den Verkauf gegangen, für die Wintersaison 2023/24, also werden wir bald sehen, wie es läuft. Ich bin aber schon jetzt wirklich stolz darauf und freue mich, sie bei meinen eigenen Unternehmungen zu tragen. Ich habe mich dieses Jahr aus dem Wettkampfzirkus zurückgezogen, aber ich habe schon einige Reiseziele im Kopf und wie ich sie dokumentieren möchte, und die Pure 100 steht dabei definitiv ganz oben auf meiner Packliste.“

     

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    Tom Hill

    Tom Hill ist freier Outdoor-Autor und Redakteur beim Magazin „Sidetracked“. Wenn er nicht am Schreibtisch sitzt, ist er in seinem Hausgebirge in England, den Pennines, oder weiter entfernten Bergen unterwegs. Er ist seit über zehn Jahren als Produkttester tätig und sein persönlicher Outdoor-Kleiderschrank ist prall gefüllt mit Ausrüstung zum Radfahren, Laufen, Klettern und Skifahren.

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