Wer hat schon mal was von der Wassersäule gehört? Womöglich alle Outdoor-Fans. Rein wissenschaftlich erklärt man die Wassersäule so: Der Wassereintrittsdrucktest oder hydrostatischer Drucktest ist ein einfaches Testverfahren, um die Widerstandsfähigkeit gegen Wassereindringen unter dem Einfluss des hydrostatischen Drucks zu bestimmen. Der Test ist in einer ISO Norm standardisiert.
Alles klar? Oder einfacher ausgedrückt: Eine Stoffprobe wird einem stetig ansteigenden Wasserdruck auf einer Seite ausgesetzt, so lange, bis an drei Stellen Wasser durchkommt. Das Ergebnis ist ein Maß für den Widerstand gegenüber dem Durchgang von Wasser durch das Gewebe. Das Prüfergebnis wird als Druckwert in mm H2O geliefert und im Handel typischerweise als "Wassersäule" in mm oder auch als "Wasserdichtigkeit" in mm bezeichnet.
Allerdings ist dieser Test für Bekleidungsmaterialien nicht praxisrelevant. Wenn zum Beispiel eine Jacke getragen wird, tritt kein statischer Druck auf, wie in dem Test simuliert. Selbst wenn ich eine wasserdichte Hose anziehe und mich in eine Pfütze knie, entstehen keine hohen Drücke. Das Wasser in der Pfütze wird vom Knie ganz einfach beiseite gedrückt.
Fällt ein Regentropfen auf ein Kleidungsstück, handelt es sich um einen dynamischen Prozess und dieser wird bei dem Test der Wassersäule nicht simuliert. Sogar Textilien mit sehr niedrigen Wassersäule-Werten haben sich in der Praxis als wasserdicht bewiesen. Das EMPA-Institut (Eidgenössische Materialprüfungs- und Forschungsanstalt – Forschungs- und Testinsitut in der Schweiz) hat mehrere Bekleidungen untersucht, deren Material eine Wassersäule von unter 120 mm zeigte und festgestellt, dass die Teile unter Beregnung völlig trocken waren. Es handelt sich dabei um dichtgewebte Textilien mit Imprägnierung. Im Vergleich zu den hohen Werten von 10,000 mm oder gar 20,000 mm geradezu unvorstellbar, dass daraus wasserdichte Bekleidung werden kann.
Ein wenig wasserdicht?
Jedoch sind Testmethode und Ergebnisse der Wassersäule im Handel allgemein akzeptiert, um den Grad der "Wasserdichtigkeit" zu bestimmen. "Je höher", so der Irrglaube, "desto besser”. Allerdings gibt kein „ein wenig wasserdicht“ oder „ein wenig mehr wasserdicht“. Wasserdichtigkeit ist ein absolutes Maß; entweder ist ein Material wasserdicht, was bedeutet, dass kein Wasser durch kommt, oder eben nicht. Bereits ein sehr kleines Loch im Material in der Größenordnung von 10 μm (0,01 mm) führt bei diesem Test zu einem Wassersäule-Wert von 0 mm und wird als Leck wahrgenommen.
Auch kann dieser Test nicht vorhersagen, wie lange das Produkt wasserdicht sein wird. Stoffe, die sehr hohe Testergebnisse mit Werten über 20.000 mm H2O erzielen, können nach kurzer Nutzung oder einfach durch Haushaltswäsche relativ schnell undicht werden.
Lange Rede, kurzer Sinn: Der Test ist völlig ungeeignet um Dichtigkeit in der Bekleidung, geschweige denn die Haltbarkeit vorherzusagen. Das ist etwa so, wie wenn ich durch die Messung meines Körpergewichtes meinen Gesundheitszustand bestimmen möchte.
Die Lösung: Ein Test im Regen
Also was tun? Um festzustellen, ob ein Teil wasserdicht ist oder nicht, muss das fertige Bekleidungsteil im Regen getestet werden. Bei Gore können wir Regen in einem eigens dafür gefertigten Regenturm simulieren. Ob Nieselregen in Schottland oder Extrem-Bedingungen im Himalaya – wir simulieren diese Wetterbedingungen in einem genormten Regenturm. Die Prototypen müssen diesen Test sowohl im Neuzustand, als auch nach einer simulierten Gebrauchsalterung überstehen. Nur dann können wir die dauerhafte Wasserdichtigkeit auf das Endprodukt sicherstellen. Fällt ein Prototyp durch diese Prüfung, kommt es so nicht auf den Markt, sondern muss verändert werden. Erst wenn es dem Regen standhält, kann es in die Produktion gehen und bekommt das GORE-TEX GUARANTEED TO KEEP YOU DRY™ Versprechen.
Der Regentest ist freilich nur einer von vielen Labor- und Praxistests, die wir durchführen. Bevor ein neues Jackenmodell vom Prototyp zum Produkt reift, muss es erst bis zu 100 Härtetests in unseren Testlaboren bestehen, damit sie den strengen Qualitätsanforderungen entsprechen – und der Regenturm ist einer davon.
Chris Eisenmann
Chris entwickelt bei Gore die Bekleidungstechnologien von Morgen. Er blickt dabei gerne hinter die Kulissen: Wie funktioniert das? Warum? Wo sind die Grenzen? Was kann man besser machen? Und: Chris testet seine Erfindungen am liebsten selbst; im Winter beim Snowboarden, im Sommer beim Mountainbiken, und das ganze Jahr über beim Laufen.
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