Nachdem er aufgrund einer genetisch bedingten Erkrankung sein Augenlicht verlor, hat Jesse die Möglichkeiten beim Klettern neu ausgelotet. Sein Werdegang entspricht seinem Lebensmotto: „Du kannst dir dein Schicksal nicht aussuchen, aber du kannst selbst entscheiden, was du daraus machst.“
Mein Name ist Jesse und ich klettere schon seit ich denken kann. Meine Kletterkarriere nahm jedoch eine völlig andere Wendung als ich in meinen Zwanzigern mein Augenlicht verlor. Ich leide an einer genetisch bedingten Augenkrankheit, die meine Netzhaut so geschädigt hat, dass ich komplett erblindete. Ich musste neu lernen, wie man ohne Sehvermögen im Vorstieg klettert und Schrauben und Sicherungen setzt. Ich würde zwar nicht behaupten, dass ich es voll und ganz beherrsche – da ist noch viel Luft nach oben – aber ich bin inzwischen ziemlich gut darin. Jetzt konzentriere ich mich darauf, meine Grenzen beim Klettern neu auszuloten und die coolsten Routen zu finden.
Was gefällt dir an GORE‑TEX Produkten so gut?
Sie haben mich schon ein paar Mal bei wirklich unwirtlichen Bedingungen warm und trocken gehalten – eine Reise nach Grönland im Winter ist mir besonders in Erinnerung geblieben. Dank meiner GORE‑TEX Ausrüstung verbrachte ich dort eine unglaublich tolle Zeit trotz miesem Wetter. Sonst wäre es ziemlich kalt, nass und unangenehm gewesen. Ich kann mir kaum vorstellen, wie Eisklettern ohne GORE-TEX Shell überhaupt Spaß machen kann.
Was ist dein Lieblingsort und warum?
Das ist echt schwer zu sagen. Mir gefallen so viele Orte, dass es mir schwer fällt, nur einen zu nennen. Aber wenn ich wählen müsste, würde ich sagen der Antiatlas in Marokko. Dort gibt es so viele tolle Trad-Kletterrouten, das ist der Wahnsinn. Ich freue mich schon total auf meine dritte Reise dorthin. Da ich immer wieder zurückkehre, muss es wirklich etwas Besonderes sein!
Welche Hobbys hast du sonst noch?
Ich mag Skifahren und brasilianisches Jiu-Jitsu, auch wenn ich nicht so oft dazu komme, wie ich gerne möchte. Außerdem interessiere ich mich sehr für Wissenschaft und Technologie, insbesondere für Innovationen im Bereich saubere Energie. Beruflich beschäftige ich mich mit Wasserstoff-Brennstoffzellen und in meiner Freizeit bin ich ein großer Fan von Science-Fiction-Hörbüchern.
Was steht noch auf deiner Bucketlist?
Ich liebe Klettertouren und habe eine lange Liste mit Orten, an die ich gerne reisen würde. Indian Creek in den USA steht ganz oben – ich habe gehört, dass Rissklettern dort unglaublich sein soll. Außerdem würde ich gerne im Wadi Rum in Jordanien zum Klettern gehen. Und die unbewohnte schottische Insel Pabbay steht auch noch ganz oben auf meiner Wunschliste.
Was ist dein größter persönlicher Erfolg?
Ich glaube, es ist die Besteigung der Forked Lightning Crack, einer berühmt berüchtigten Route in Yorkshire. Sie hat eine besondere Bedeutung für mich, weil sie die erste war, die ich nach meiner Erblindung geklettert bin – und sie war schwieriger als alle anderen zuvor. Diese Erfahrung hat mir gezeigt, dass mich meine Erblindung beim Klettern nicht einschränkt – beziehungsweise dass ich noch lange nicht am Limit war. Ich wusste, dass ich sogar noch besser werden konnte, wenn ich bereit war, mich richtig reinzuhängen.
Was ist deine persönliche Weisheit, was würdest du gerne mit der Welt teilen?
Mein Motto lautet: „Du kannst dir dein Schicksal nicht aussuchen, aber du kannst selbst entscheiden, was du daraus machst.” Das trifft insbesondere auf meine Erblindung zu, die genetisch bedingt ist. Das war eindeutig keine Entscheidung, die ich selbst getroffen habe oder die ich hätte abwenden können. Es lag jedoch an mir, wie ich darauf reagiere. Es war mir unglaublich wichtig, dass ich mit dem Klettern weitermachen konnte, vor allem als Vorsteiger.
Um diese Beeinträchtigung, die mir das Schicksal auferlegt hat, auszugleichen, musste ich auf meine Stärken setzen: Entschlossenheit, Problemlösungskompetenz und Resilienz. In meinem Fall liegen die Stärken und Schwächen klar auf der Hand, aber ich denke, der Grundsatz gilt für jeden von uns. Wir alle haben starke und schwache Seiten. Entscheidend ist, dass wir lernen, unsere Stärken auszuspielen.
Welche drei Worte beschreiben dich?
Entschlossen, schelmisch und gechillt.
Entschlossen, schelmisch und gechillt.
Geht auch Blindenführer:in? Es ist zwar eine Person, kein Gegenstand, aber jemanden an der Seite zu haben, der sehen kann, ist absolut wichtig für mich – ich wäre ganz schön aufgeschmissen, wenn ich auf mich allein gestellt wäre, haha. Wenn ich mich für einen Gegenstand entscheiden müsste, wären es wahrscheinlich die Funkgeräte, die ich in der Regel benutze, um mit meinem Kletterpartner zu kommunizieren.